Wenn pendeln zum Stress wird!

Mehr als 350.000 steirische Berufstätige arbeiten nicht in ihren Heimatgemeinden, sondern pendeln täglich zwischen Wohnort und Arbeitsplatz. Davon sind ca. 70.000 sogenannte Fernpendler, die mehr als 50 Kilometer täglich zurücklegen, oder mehr als eine Stunde für den Hinweg zur Arbeit benötigen. Eine in Deutschland erstellte Studie hat nun die Stressbelastung auf dem Weg zur Arbeit untersucht. Der Weg zur Arbeit ist für viele Berufstätige ein belastender Stressfaktor. Dabei ist es gleich, ob der Weg mit dem eigenen Wagen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt wird. Entscheidend für die Stressbelastung ist die Entfernung zwischen Arbeitsplatz und Wohnort. Das geht aus einer kürzlich in Graz veröffentlichten Untersuchung hervor, die im Vorjahr im Auftrag des deutschen Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) von der Arbeits- und Forschungsgemeinschaft für Verkehrsmedizin und Verkehrspsychologie, Köln, angefertigt worden ist. Diese erstmals in Österreich veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass es eine statistisch bedeutsame Abhängigkeit gibt zwischen der Dauer des Arbeitsweges und der Höhe des Blutdrucks, sowie der Herzfrequenz. Schon die bloße Tatsache einer täglichen Ortsveränderung wirkt sich belastend aus. Die Belastung durch das Fahren mit dem eigenen Pkw zeigt sich in vorübergehenden Blutdrucksteigerungen oder –senkungen sowie in Schwankungen der Herzfrequenz.

Krankheitssymptomen vorbeugen!

Solche Reaktionen können auf Dauer zu Herz-/Kreislaufstörungen führen. Die Untersuchung zeigt darüber hinaus, dass der Einzelne durch eine bessere individuelle Stressverarbeitung die Belastung durch das Pendeln verringern kann. Dazu kann man sich beispielsweise Entspannungstechniken aneignen. Mit der inneren Ruhe, die man so erlangt, gelingt es auch Krankheitssymptomen vorzubeugen. Bisherige Untersuchungen beziehen sich fast ausschließlich auf das Reisen mit dem Pkw. Untersuchungen, die sich mit den Auswirkungen des Pendelns mit Bahn, Straßenbahnen und Bussen befassen, fehlten bislang. Der experimentelle Teil der Belastungsuntersuchung befasst sich mit beiden Bereichen. Bei den Pkw-Benutzern stiegen die Spitzenwerte der Herzfrequenz auf bis zu 150 Schläge in der Minute. Beim Einparken beispielsweise variierte der Puls der einzelnen Testpersonen zwischen 80 und 100 Schlägen in der Minute.

Stress auch in Bus und Bahn!

Gestresst fühlte sich die Gruppe der Pkw-Benutzer durch Stau und zähfließenden Verkehr, aggressives Verhalten anderer Fahrer, Parkplatzsuche, sowie durch den Stadtverkehr. Bei den Benutzern von Bussen und Bahnen lagen die Spitzenwerte der Herzfrequenz zwischen 110 und 150 Schlägen in der Minute. Als Stressquellen wurden zu volle Busse und Bahnen, der Lärmpegel, schlechte Luft, fehlende Sitzplätze, Verspätungen, Fahrkartenkauf, umsteigen und der Zeitdruck, angeführt. Der Stress auf dem Weg zur Arbeit wirkt sich auf das Wohlbefinden der Berufstätigen am Arbeitsplatz aus. Nach einer strapaziösen Anfahrt zum Arbeitsplatz berichteten die befragten Pkw-Fahrer z.B. über Nervosität. Man brauche danach eine Beruhigungsphase, oder müsse sich „Luft machen“, um den Ärger auszudrücken. Bei den Benutzern öffentlicher Verkehrsmittel äußerte sich die anfahrtsbedingte Belastung durch Konzentrationsprobleme, Verärgerung, Ermüdung und ein „sich-sammeln-müssen“. Die Steirischen Christgewerkschafter vermerken daher in Anbetracht dieser Studie, dass Behörden und Interessensvertretungen sich künftig mit dem Problem des Pendelns unter dem Aspekt der Gesundheitsförderung befassen müssen. Die FCG Steiermark erwägt daher nach einer Bedarfserhebung Kurse für Entspannungstechniken speziell für Pendler anzubieten. Pendler sollten sich auch öfters zur Gesundenuntersuchung melden.

 

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